Hellenistische Zeit (spätes 4. - 2. Jh. v. Chr.)
Flavius Josephus beschreibt das hellenistische Dor als eine schwer einzunehmende Festung (Jüdische Altertümer XIII, 7:20). Zweimal wurde die Stadt ohne Erfolg belagert, zum ersten Mal durch Antiochus d. Gr. im Jahre 219 (Polybius, Historia V, 66) und zum zweiten Mal durch Antiochus VII. Sidetes und dem Hasmonäer Simon mit dem Ziel, den nach der seleukidischen Krone strebenden Tryphon zu beseitigen. Tryphon ließ Antiochus VI. 142/141 ermorden und regierte bis 138/137, als er besiegt und getötet wurde (1. Makkabäer-Buch 15: 10-14, 25-27; Josephus, Jüdische Altertümer XIII, 7:2 und Jüdischer Krieg I, 2:2). Beschriftete, für Tryphons Militär gefertigte Schleuderbleie wurden vor den Stadttoren gefunden.
Im späten 2. Jahrhundert v. Chr. herrschte der Tyrann Zoilos über Dor und das nahe liegende hellenistische Cäsarea Maritima, genannt Stratons Turm. Vermutlich entriss Alexander Jannäus (104-78 v.Chr.) Zoilos die Stadt um 100; sie blieb unter hasmonäischer Herrschaft bis zum Ende der hellenistischen Zeit 64/63 v. Chr. Damals gehörte Dor zu jenen Städten, denen Pompeius Autonomie garantierte und die einem römischen Statthalter unterstellt wurden (Josephus, Jüdische Altertümer XIV, 4:4).
In den Ausgrabungen wurden weite Bereiche der hellenistischen Stadt freigelegt: die gut befestigten Wallanlagen, Handwerksbetriebe und Wohnhäuser entlang einer in Nordsüdrichtung verlaufenden Straße. Eine andere Straße verlief vom Stadttor im Osten zu den öffentlichen Gebäuden im Westen, die sich oberhalb der drei natürlichen Hafenbecken erheben. In diesem Bereich spielten sich die wichtigsten wirtschaftlichen Unternehmungen der Bewohner ab: Handel, Schiffsbau, Fischerei und dem Sammeln von Purpurschnecken zur Herstellung von Färbmitteln. Die Funde sind reichhaltig: Münzen, darunter solche der griechischen Herrscher, die in den jüdischen Quellen zu Dor erwähnt werden, griechische und phönizische Inschriften, importiertes feines Tafelgeschirr aus Ton, Weinamphoren, Terrakotten, Marmorstatuen, ein prächtiges Mosaik mit Dionysos und ein Akroterion mit der Göttin Nike.
Die griechische Sprache kommt auf Bleigewichten, Katapultsteinen, Ostraka und gestempelter Keramik vor. Der immer noch phönizische Charakter der Bevölkerung lässt sich an der mit Purpur gefärbten Stoffproduktion ablesen, einschließlich der Menge an Webgewichten und Spinnwirteln sowie Installationen zur Färberei. Ein sowohl griechisch als auch phönizisch beschriftetes Schleuderblei des Tryphon zeigt den Fortbestand einheimischer Traditionen trotz der zunehmenden Hellenisierung der Bevölkerung.